Digitale Identität International – Schweiz
Als technologisch hoch entwickeltes nicht-EU Land innerhalb der EU bietet sich die Schweiz als idealer Vergleich und Ansporn für die digitale Entwicklung in Europa an. Zu diesem Zweck beschäftigen wir uns in unserem zweiten Beitrag zur digitalen Identität weltweit nach den USA mit der Schweiz und der Situation der digitalen Identität in Legislative, Gewerbe und unter Verbrauchern.
In Deutschland ist das politische System der Schweiz vor allem für die direktdemokratischen Volksentscheide bekannt. Durch diese erlebte auch das 2019 verabschiedete Bundesgesetz zur digitalen Identität einen Rückschlag. Das sogenannte „E-ID-Gesetz“ sah vor, dass eine Ausstellung für Verbraucher durch private Identity-Provider geschehen sollte, die Bundesbehörden wären nur für die Identifizierung einer Person zuständig gewesen. Gegner des Gesetzes beklagten die Rolle privater Identity-Provider und vertraten die Meinung, dass es nur als rein staatliche E-ID vertrauenswürdig sein, weshalb es per Volksentscheid im März 2021 gekippt wurde.
Seitdem wurde an einer neuen Lösung gearbeitet. Am 20. Oktober endete die Vernehmlassung des neuen Entwurfs, bei dem Kantone, Parteien und Verbände zur Stellungnahme in den Gesetzgebungsprozess eingegliedert werden. Ende 2023 soll die parlamentarische Beratung beginnen, wobei einige Beobachter die Self-Sovereign-Identity (SSI) als im Augenblick zukunftsträchtigste Alternative betrachten.
Parallel bietet die SwissID, eine durch die Schweizerische Post und ihren Tochterunternehmen entwickelte Lösung, bereits seit 2017 für Endnutzer ein übergreifendes Angebot zur digitalen Identifizierung und Authentifizierung. Durch den Service können neben Angeboten der Post auch andere Dienste wahrgenommen werden, wie – kantonabhängig – das Einreichen einer digitalen Steuererklärung. Dabei stellt die SwissID aber nicht die einzige Lösung für eine einheitliche und standardisierte digitale Identität in der Schweiz dar, andere Hersteller bieten ähnliche Services an. Jedoch ist die SwissID mit knapp 1,75 Millionen Nutzern im Jahr 2021 bei weitem das größte Angebot.
Zusammengefasst bietet die Schweiz keine digitalen Funktionen für ihre Identitätskarten, anders als die eID-Funktion des Personalausweises. Gleichzeitig befinden sich Rechtsgrundlagen für eine staatlich gestellte digitale Identität noch in der Ausarbeitung, während Lösungen wie die SwissID erste Möglichkeiten für Nutzer realisieren.