Digitale Identität International – USA
Vor allem in der Pandemie haben sich digitale Identifikationsmöglichkeiten auch in den USA weiterentwickelt. Nachfolgend geben wir Ihnen einen kurzen Überblick über die Situation in den USA.
Eine einleitende Suche zeigt – in den USA gibt es verschiedene Ansätze für digitale Ausweismöglichkeiten. Diese sind jedoch meist spezifisch für einzelne Staaten und auf den Führerschein ausgerichtet, was sich dann „Digital Drivers License“ (DDL) nennt. Jenn Markeys, VP eines US Unternehmens das in dem Bereich tätig ist, erklärt dazu, dass in den USA einer Verifikation und Ausweisung durch eine zentrale Stelle, i.e. auf föderaler Ebene, skeptisch begegnet wird. Grundsätzlich gehören die USA zu einer der Staaten, die nicht den Besitz obligatorischer Ausweispapiere verlangt. Jedoch kam es, besonders auch durch die Pandemie bedingt, zu einer Beschleunigung im Bereich der digitalen Identität.
Ansätze die über eine DDL hinausgehen und auf föderaler Ebene zugänglich sind, werden vor allem durch Konzerne wie Apple oder Google durchgesetzt, die über Projekte wie ApplePay oder GooglePay laufen. So hat Apple bereits mehrere Patente angemeldet, die eine Verifizierung der Identität von Führerschein bis Reisepass zulassen könnten.
Ein Gesetzesentwurf beider Parteien, der „Improving Digital Identity Act“, scheiterte bisher 2020, 2021 und 2022, wobei eine mehrfache Einbringung eines Gesetzesentwurfs nicht unüblich ist und weitere Versuche erwartet werden können. Der Entwurf sieht die Etablierung einer Task Force vor, die sichere Methoden zur Verifizierung im öffentlichen und privaten Sektor entwickeln soll. Dabei könnten auch DDLs eine Rolle spielen, entweder als Verifizierungsgrundlage oder als Basis für eine Weiterentwicklung. Ziel ist es, die Rolle der Regierung im „digital ID ecosystem“ zu stärken, Interoperabilität zu schaffen und Identitätsdiebstahl zu bekämpfen.
Identitätsdiebstahl ist in den USA ein wachsendes Problem, allein zwischen 2017 und 2022 nahm dieser um 333% zu. Ein möglicher Erklärungsgrund könnte die Zentralität der Social Security Number als Identifikationsmittel in den USA sein; laut Senator Cynthia Lummis könnten digitale Identitäten dabei helfen dieses Problem verhindern.
Gruppen wie die „Better Identity Coalition“, eine Initiative der Non-Profit Organisation „Center for Cybersecurity Policy and Law“, unterstützen den Gesetzesentwurf und versuchten Ende 2022 sogar Präsident Biden dazu zu bewegen, eine Infrastruktur für digitale Identität per Executive Order zu veranlassen.
Insgesamt zeigt sich somit ein schleppender Fortschritt in der föderalen Legislative, gleichzeitig bieten Einzelstaaten und größere Unternehmen erste Möglichkeiten für eine digitale Identität. Für Markeys unterscheiden sich die Ansätze für digitale Identität in den USA und der EU nicht aufgrund der verfügbaren Technologie, sondern vor allem anhand der Rolle, die der Regierung und Unternehmen in der Etablierung und Verifizierung zugesprochen wird.