Digitale Identitäten: Souveränität erhalten
Schon lange arbeiten Unternehmen an Lösungen, hoheitliche Dokumente, wie den Personalausweis, zu digitalisieren. Damit könnten Bürger sich medienbruchfrei im Internet ausweisen, wenn sie etwa ein neues Konto eröffnen möchten. In Deutschland gibt es bereits entsprechende Anwendungen, von denen sich aber bislang keine durchsetzen konnte.
Stefan Schnorr, Leiter der Abteilung Digital- und Innovationspolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) sieht hier ein „Henne-Ei-Problem“*: Um die ID-Lösungen für Nutzer attraktiv zu machen, brauche es sektorübergreifende Anwendungsfälle. Für die Anwendungsfälle hingegen fehlten in der Breite akzeptierte ID-Lösungen. Zudem seien die bestehenden ID-Lösungen nicht interoperabel – was zu konkurrierenden Insellösungen führt.
Das haben US-amerikanische Tech-Konzerne erkannt und legen vor. So arbeitet Apple an einem System, um hoheitliche Dokumente auf dem Smartphone zu speichern und sich damit auszuweisen. Damit könnte der Tech-Konzern der größte Anbieter für sichere digitale Identitäten werden. Das sieht man in der deutschen Politik gar nicht gerne. Stefan Schnorr befürchtet, dass es „fatale Folgen für die darauf basierenden privaten oder öffentlichen Dienste haben könnte, die Kontrolle über diese Infrastruktur US-Unternehmen zu überlassen“.
„Identifizierung und Authentifizierung sind Grundbausteine der Digitalisierung. Wenn wir diese aus der Hand geben, steht unsere digitale Souveränität auf dem Spiel“, so Schnorr bei einer Konferenz zu Digitalen Identitäten Anfang März. Noch fehlt in Deutschland eine Strategie für digitale Identitäten. Das Innen- und das Wirtschaftsressort wollen hierzu nun aber stärker kooperieren.
*Berliner Tagesspiegel Background, 27.03.2020